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Beitrag vom 13.05.2013
Caroline Lacaze - En Route
Katarina Wagner
Das swingt, hat Groove und lässt mächtig Reiselaune aufkommen. Letztes Jahr tauschte die Sängerin ihre französische Heimat für die Hamburger Nordluft ein und verbindet nun ihren Chanson und Soul...
...mit hanseatischem Funk und Jazz.
Vor einer großen und lauten Big Band zu stehen und mit der eigenen Stimme nicht unterzugehen, erfordert einige Kraft. Die Kraft einer Caroline Lacaze. Schon früh entdeckte die Pariserin ihre artistische Seite und Leidenschaft für die Musik, spielte viel Theater und steht seit ihrem 18. Lebensjahr regelmäßig als Sängerin auf der Bühne. Bisher performte sie jedoch vor allem die Stücke anderer KünstlerInnen. Nun ist die Zeit gekommen, gemeinsam mit dem Mocambo Electric Sound Orchestra die eigenen Werke vorzustellen.
Es gibt Musik, die es schafft, ganze Menschen in bloße Resonanzkörper zu verwandeln. Der Rhythmus überträgt sich direkt von der Ohrmuschel auf Muskeln und Gelenke und drängt durch alle möglichen Arten tänzerischen Zappelns wieder nach außen. En Route gehört zu dieser Sorte Klangkunst.
Schon in den ersten Tönen des Openers Soultempo wird deutlich, dass mensch dieses Album am besten mit genügend Bewegungsfreiheit hört. Und dabei ist es im Vergleich zu dem, was noch folgen soll, eines der eher zurückhaltenden Stücke. Die Band schlägt energisch funkige Töne an und die Sängerin reiht sich einerseits perfekt in die Musik ein und sticht gleichzeitig ganz klar als Protagonistin hervor.
Die Playlist wechselt immer wieder zwischen treibendem Jazzfunk und ruhigeren Einlagen, um die Herzfrequenz wieder etwas zu senken. Mit Toujours Lui hören wir sogar ein verspieltes, romantisches Chanson mit sanftem Gesang und einem hellen Xylophon. Gleich darauf legt Caroline in Laisse Tomber schnell wieder mehr Soul in ihre Stimme und die Band erhöht das Tempo. Langweilig wird es also nie.
Als besonderes Schmankerl gibt es eine aufgepeppte Version von Harley Davidson zu entdecken. Ein Stück, das Serge Gainsbourg für Brigitte Bardot schrieb und welches zu einem ihrer größten Hits wurde.
Während die Sixties-Ikone auf dem schweren Motorrad vielleicht nicht alle überzeugte, schafft es die Swinging Mademoiselle von heute mit Leichtigkeit, die nötige Power für den Song aufzubringen.
Für den Rest der Lieder hat die Französin selbst zur Feder gegriffen und sie mit den Mocambos ausgearbeitet. Hervorzuheben sind vor allem Sebastian Nagel und Björn Wagner. Mit Letzterem bekam die 28-Jährige außerdem dieses Jahr ein Kind.
Die musikalische Zusammenarbeit entstand durch einen Zufall – oder durch das Schicksal, wie die Künstlerin es ausdrückt.
"Wir haben uns bei einem Konzert in Paris kennengelernt und aus einer wilden Idee ist schnell ein konkretes Projekt geworden. Das Feeling stimmte auf Anhieb und wir hatten Lust gemeinsam neue Wege zu gehen."
Schon Carolines Gastauftritt auf dem 2011 veröffentlichten Mocambo-Album The Future is Here ließ KritikerInnen verzückt die Ohren spitzen. Auch die gemeinsame Tour war ein voller Erfolg. Nach und nach entwickelte sich das neue Konzept, bei dem nun der Name der Sängerin vorn steht. Der Großteil der Stücke für En Route formte sich genau dort: unterwegs.
"Viel der Inspiration kommt dadurch, dass man mit 9 Leuten tagelang im Tourbus sitzt...und überhaupt, auf dem Album ist vieles autobiographisch, wenn auch nicht konkret. Die Inspiration kommt aus dem was ich erlebt habe."
Auf musikalische Vorbilder möchte sich La Lacaze nicht festlegen, schließlich will sie niemanden imitieren. KünstlerInnen, die sie berühren, kann sie jedoch schnell aufzählen: "Französische Chansonniers wie Barbara, Edith Piaf und Charles Aznavour oder Nougaro, aber genauso Soulsänger wie Otis Redding, Aretha Franklin und die junge Tina Turner, und nicht zuletzt Jazz, ganz besonders Ella Fitzgerald."
Auf die Frage nach ihren Plänen für die Zukunft antwortet sie schlicht: "Viele Konzerte spielen, weiter inspiriert bleiben und noch viel Musik kreieren."
Ihre weitere Reise werden wohl so einige begeistert mitverfolgen. Fachmenschen haben ihren frischen Sound schon ausgiebig gepriesen. So nannte etwa das Blues & Soul Magazine aus Großbritannien ihre Mischung zwischen französischem Gesang und dem rohen Soul "A match made in heaven".
AVIVA-Tipp: Ihre volle Kraft entfaltet die Musik und Caroline selbst wahrscheinlich am besten live. Aber auch die CD bietet klare Vorzüge: zum Beispiel die Repeat-Funktion! Denn die mitreißenden soulig-funkig-jazzigen Tracks von Lacaze und den Mocambos möchten wir nicht nur einmal hören – und am besten immer griffbereit haben.
Caroline Lacaze
En Route
Label: Légère Recordings
VÖ: 12.04.2013
Weitere Infos unter:
www.mocambo.de
www.lounge-records.de
Caroline Lacaze – L´Etrange auf Youtube
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